Versöhnung schafft Frieden
Immer wieder erlebe ich es wie schwer es Menschen fällt, verzeihen zu können und sich somit zu versöhnen. Collin Tipping hatte vor mehr als fast zwei Jahrzehnten dazu ein Buch geschrieben, radikale Vergebung. Verzeihen heisst loslassen, es ist nicht leicht, aber möglich. Wenn wir jemand hassen, bleiben wir mit der Person noch verbunden. Bei zerbrochenen Beziehungen hört man immer wieder, dass eine Person eine andere hasst oder ihr hinterher trauert. Vorwürfen z.B. an die Eltern, dass sie einem nicht genug Zuneigung oder Aufmerksamkeit gegeben haben, führt nicht zu inneren Frieden, sondern zu Verbitterung. Negative Emotionen wie Wut oder Hass sind wie Ballast, den wir mit uns rum tragen. Er entzieht uns Energie, die wir anderweitig bräuchten.
Nur wie gelingt verzeihen?
Es gibt viele Weg, Tools und Möglichkeiten. Für mich hat sich gezeigt, dass systemische Aufstellungen/ Familienstellen eine sehr kraftvolle Methode ist, die das Verzeihen auf allen Ebenen spürbar und sichtbar macht. Verbale Aussagen alleine, wie „es tut mir leid“ oder „ich verzeihe dir“, zeigen nicht dir Wirkung, wie mit einer Aufstellung. Hier sieht und spürt man am eigenen Körper ob etwas ernst gemeint ist und wie es ankommt. Sich mit etwas oder jemanden zu versöhnen hat auch mit einem Ausgleich zwischen zwei Parteien zu tun. Bei einer Aufstellung fällt es den Beteiligten in der Regel leichter sich mit einer Person zu versöhnen, die als Stellvertreter in der Rolle sind, als mit der Person selber. Das liegt häufig daran, das ein Stellvertreter objektiver agiert. Es gibt keine Vorwürfe wie vielleicht bei einem Familienmitglied, Ex-Partner, Freund oder Freundin es der Fall wäre.
Alten Ballast loswerden
Wir vergessen vielleicht eine Streit mit einer Person, solange aber noch negative Emotionen vorhanden sind, sind wir nicht frei. Man muss auch bei einer Ungerechtigkeit seinem gegenüber die Möglichkeit geben, es wieder gut zu machen, einen Ausgleich schaffen. Es reicht häufig nicht, wenn man gönnerhaft sagt, ich verzeih dir, es aber nicht von Herzen kommt. Bei Aufstellungen zeigen die Teilnehmenden ob eine Verbindung geheilt ist und wenn nicht, was es braucht, damit es dazu kommt. Man nimmt häufig körperlich wahr, wenn eine Versöhnung stattfindet. Es ist für beide Parteien wichtig, Frieden zu finden. Ansonsten ist man immer noch aneinander gebunden. Wer schleppt schon gerne unnötigen Ballast mit sich herum? Jemanden zu verzeihen kann schwierig sein. Aufstellungen bieten einem eine grosse Hilfe.
Ein Opfer braucht einen Täter
Sich versöhnen, verzeihen, loslassen hat mit einem Ausgleich zu tun. Man nimmt etwas und gibt wiederum etwas. Man bedankt sich dafür, was man bekommen hat. Wie oft höre ich, das man jemanden nach 20 oder 30 Lebensjahren nicht verziehen hat, was eine Person einem angetan hat. Die Frage muss man sich auch stellen, warum habe ich es mit mir machen lassen. Sind wir getäuscht worden oder haben wir uns täuschen lassen. Wir können nur unseren Teil der Verantwortung übernehmen. Wenn wir uns als Opfer einer Situation fühlen, warum haben wir diese Position eingenommen? Oder warum waren wir Täter. Ein Opfer braucht immer ein Täter und umgekehrt. Es sind wie zwei unterschiedliche Polaritäten, die sich anziehen. Bei Familienaufstellungen wird einem häufig bewusst, warum eine Person etwas gemacht hat oder warum nicht. Wir nehmen wahr, warum der Vater oder die Mutter sin in der Vergangenheit so verhalten haben. Wir sehe immer wieder, dass es keinen Schuldigen gibt.